Bisotun
Das Denkmal von Bisotun
Nur wenige Kilometer hinter der Abzweigung nach Songor li Dorf Bisotun, direkt an der Straße zur gut 30 km entfernt. hauptstadt Kermanshah, der Berg der Götter, ein steiler Felsris an dem der Gamasab vorbeifließt. Die Umgebung des Berges w alters her besiedelt und ein historisch bedeutender Ort an der Hai verbindungsroute von der Mittelmeerküste nach China. In achäme nidischer Zeit führte an der Stelle die wichtigste Königsstraße vorbei
Hier ließ Darius I. am Abhang des Berges direkt oberhalb einer Quelle ein Felsrelief mit einer dreisprachigen Inschrift anbringen Diese Inschrift, die denselben Text in Altpersisch, Elamisch und Neu. babylonisch wiedergibt, wurde 1835 von H. C. Rawlinson, dem bri. tischen Konsul von Baghdad, kopiert und 1846 in Europa entziffert Möglicherweise halfen ihm dabei die Ergebnisse G. F. Grotefends, der bereits seit 1802 an der Entzifferung der Keilschrift arbeitete.
Relief und Inschrift sind hoch oben in den Fels geschlagen. Ein Fußweg führt entlang der Bergflanke bis 66 m unterhalb des Reliefs. Die bildliche Darstellung ist etwa 5,50 m breit und gut 3 m hoch, das darunterliegende Inschriftenfeld bedeutend breiter, da es 1200 Zeilen umfaßt. Im Bildfeld sieht man Darius, wie er den Fuß auf den Bauch seines am Boden ausgestreckten Gegners Gaumata stellt, der ihm flehend beide Arme entgegenreckt. Vor ihm stehen, durch einen Strick am Hals miteinander verbunden und mit auf dem Rücken gefesselten Händen, die neun sogenannten Lügenkönige. Unter Gaumatas Führung hatten sie sich zusammengeschlossen, um die Macht an sich zu reißen, nachdem der Großkönig Kambyses I. auf seinem Ägyptenfeldzug gestorben war. Als Darius, ein Offizier und entfernter Verwandter des Kambyses, mit der königlichen Armee vom Feldzug heimkehrte, bekämpfte er die abgefallenen Fürsten und besiegte sie innerhalb eines Jahres. Danach bestieg er selbst den persischen Thron. Das Relief ist die bildliche Umsetzung der Geschehnisse, mit denen Darius seinen Anspruch auf die Königswürde legitimierte. Über allem schwebt, wie zur Bestätigung durch die Götter, die geflügelte Sonnenscheibe des Gottes Ahura Mazda.
Das Dariusrelief ist das bedeutendste Relief am Bisotun-Felsen. aber nicht das einzige. 3,50 m oberhalb des Weges, der zum Dariusrelief hinaufführt, wurde in seleukidischer Zeit ein Felsbild geschaffen auf dem nahezu vollplastisch ein lagernder Herakles mit einem Becher in der Hand dargestellt ist (s. Abb. S. 57). Herakles liegt auf seinem Löwenfell, das unter einem Olivenbaum ausgebreitet ist. Hinter ihm lehnt links seine Keule an der Wand, rechts von seinem Kopf sieht man eine beschriftete Stele. Die Inschrift datiert das Relief in das Jahr 148 v. Chr.
Am Partherhang unterhalb des Dariusreliefs finden sich zwei parthische Felsbilder. Das eine stellt vier Satrapen dar, die ihrem Herrscher, dem König Mithradates II. (123–۸۸ v. Chr.), huldigen, das zweite zeigt den parthischen König Gotarzes II., wie er seinem Feind, dem Gegenkönig Meherdates, den Speer in den Leib bohrt. Daneben sind drei Berittene abgebildet. Die Darstellung bezieht sich auf den im Jahr 50 n. Chr. errungenen Sieg des Gotarzes. Das Relief ist stark verwittert und von einer Inschrift aus dem 17. Jh. übermeißelt. In einem isoliert stehenden, als Partherblock bekannten Felsen 50 m weiter nördlich fand man ein weiteres, sehr grob gearbeitetes parthisches Felsbild. Es stellt einen Priester oder König dar, der mit einem Becher in der Hand vor einem Altar steht.
Abgesehen von den Reliefbildern, die die Felswand des Bergs der Otter uberziehen, gibt es eine Reihe anderer Denkmäler, die von der wechselvollen Geschichte dieses Ortes zeugen. Die ältesten Funde in der Umgebung von Bisotun wurden in den Ablagerungen mehrerer natürlicher Höhlen im Berg entdeckt. Sie belegen eine Besiedlung der Bisotun-Höhlen während des Mittleren Paläolithikums (40 000/35 000 v. Chr.).
Außerdem finden sich in der Umgebung des Relieffelsens die Reste einer medischen Festung, einer parthischen Siedlung, eines sasanidischen Paradeisos mit einer Brücke (Brücke des Khosrow), eines etwa 1000 m langen Dammes und einer Straße aus derselben Periode. Ebenfalls aus sasanidischer Zeit stammt der Takht-e Shirin, der aus einem unvollendeten Palast und einem Steinbruch besteht, in dem nahezu 1000 unvollständig bearbeitete Steinblöcke gefunden wurden. In das Ende der sasanidischen Epoche datiert eine große geglättete Felsfläche am Rand der Straße, an der ursprünglich weitere propagandistische Felsbilder der sasanidischen Herrscher angebracht werden sollten; der Siegeszug der Araber verhinderte dies jedoch. Aus islamischer Zeit sind eine Siedlung der Ilkhaniden, ein Robat aus der Zeit der arabischen Eroberung (Alte Karawansarai) und eine 1685 erbaute safawidische Karawansarai (Neue Karawansarai) mit einer 115 m langen Brücke aus derselben Periode erhalten. Bei den beiden safawidischen Bauwerken wurden behauene Steine der Sasanidenzeit wiederverwendet.